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Dior, Rithika Merchant und die Zeit zwischen meinen Fingern

Dior, Rithika Merchant en de tijd tussen mijn vingers

Über die Macht des Handwerks, die Gabe der KI und Bilder, die ihren Weg nach draußen finden

Manchmal sieht man etwas so Vertrautes, dass es sich anfühlt, als hätte jemand ein Bild aus dem Kopf genommen und es in monumentalem Maßstab zum Leben erweckt. Genau das ist mir mit der Dior-Couture-Kollektion in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Rithika Merchant passiert. Eine Welt aus Symbolik, Stickereien und femininen Geschichten voller Schichten, genau wie die Arbeit, die ich so gerne schaffen möchte.

Die Magie des Handwerks

Merchants Gemälde, die von Hunderten von Kunsthandwerkern in Indien in Stickereien umgesetzt wurden, bildeten die Kulisse für Diors Couture-Show Frühjahr/Sommer 2025. Über 144.000 Stunden Handwerkskunst. 37 Tafeln. 16 kreisförmige Kompositionen. Eine Ode an Zeit, Aufmerksamkeit und Tradition.

Ich war berührt. Denn diese Liebe zum Handwerk ist so nachvollziehbar. Für Struktur, Textilien, Linien und Schichten.

Aber auch, weil es scheuert.

Zeitmangel als stiller Feind

Ehrlich gesagt ist die Zeit im Moment mein größter Feind. Nicht meine Inspiration, die ist im Überfluss vorhanden. Bilder, Geschichten, Farbkombinationen, Silhouetten. Ich muss nur die Augen schließen und sie kommen.

Aber ich habe wenig Zeit, meine Hände so einzusetzen, wie ich es am liebsten tue: analog, mit Pinsel, Kreide, Collage, Stoff, Faden.

Nach meiner Scheidung war ich mit drei kleinen Kindern allein auf mich allein gestellt. Ich musste Essen auf den Tisch bringen und Entscheidungen treffen, die nicht immer zu der künstlerischen Richtung führten, die ich mir so sehr wünschte. Aber ich bereue nichts. Meine Kinder sind meine größte Inspirationsquelle. Ihnen habe ich zu verdanken, wer ich heute bin, und ich würde diese Jahre um nichts in der Welt eintauschen.

Jetzt, wo sie älter sind und ich langsam wieder den Freiraum zum Schaffen spüre, merke ich, dass das Feuer stärker brennt als je zuvor.

KI als unerwartetes Geschenk

Gerade weil die Zeit knapp ist, fühlt sich die digitale Arbeit und insbesondere die Kombination neuer digitaler Techniken mit KI wie ein unerwartetes Geschenk an.

Für mich ist KI keine „schnelle Lösung“, sondern eine Möglichkeit, meine innere Welt sichtbar zu machen, wenn meine Hände noch nicht bereit für Papier oder Leinwand sind.

Manchmal fühlt es sich an, als würde ich mich selbst ein wenig verraten.
Weil die Bilder unglaublich schnell entstehen. Wo ich früher Tage, manchmal Wochen an einem einzigen Werk gearbeitet habe, kann ich heute in wenigen Stunden eine Grundlage schaffen, von der aus ich weiterarbeite. Das ist wirklich berührend.

Und doch weiß ich, wie lange es dauert, etwas mit der Hand herzustellen.
In der Arbeit steckt Zeit. Die Seele, die Spuren, die Verzögerung.

Was ich aber auch weiß, ist, dass viele meiner Bilder sonst nie aus meinem Kopf verschwinden würden. Sie würden verweilen, warten und sich anhäufen.
KI hilft mir, sie zum Leben zu erwecken.

Ich schneide, schiebe, füge hinzu, ziehe Schichten auseinander und verbinde sie wieder. Die Bilder sind nie rein digital; sie werden durch meine Hände, meinen Blick, meine Geschichte neu geformt.

Und solange ich diesem Kern treu bleibe, glaube ich, dass es wirklich meine Aufgabe ist.

Meine originalen, analogen Arbeiten „Originals“ erscheinen bald. Sobald meine neue Website online ist und ich die Luft und Ruhe wieder spüre, kehre ich zum Papier zurück. Dann male und kleistere ich wieder – mit Tinte, Stoff und Licht. Und diese Bilder werden eine weitere Ebene tragen: die der Zeit und der Stille.

Verflechtung

Dior und Merchant haben gezeigt, dass Handwerk und Kunst nicht im Widerspruch zur Technologie stehen müssen. Sie können sich gegenseitig ergänzen und verstärken. So wie Stickereien ein Gemälde nicht ersetzen, sondern ihm Tiefe verleihen.

Dieses Zusammenspiel erkenne ich auch in meiner Arbeit. Meine Karten, Drucke und Bilder tragen diese Doppelschicht: digital geboren, aber mit einer Seele, die in etwas Älterem verwurzelt ist, etwas, das nach Papier, Leinen, Kreidestaub und Erinnerung riecht.

Was ich aus dieser Zusammenarbeit mitnehme, ist, dass der Akt des Schaffens selbst ein Akt der Liebe ist. Ob es mit Nadel und Faden oder mit Pixeln und Eingabeaufforderungen geschieht. Was zählt, ist die Absicht. Die darunterliegende Schicht.

Und vor allem: dass es Raum zum Träumen gibt, auch wenn die Zeit knapp ist.
Dass es Möglichkeiten gibt, etwas zu erschaffen, auch wenn die Hände etwas länger warten müssen.
Dass die Kunst sogar durch das Chaos, durch die Mutterschaft und durch schlaflose Nächte einen Weg findet.

Und dass wir uns nicht zwischen Alt und Neu entscheiden müssen.
Manchmal liegt die Schönheit im Dazwischen.
In dem, was gewebt ist, von innen 🩷

📸 Dior

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